Das fränkische Weinland ist bekannt für seine Qualitätsweine. Vor allem für die Leitsorte Silvaner, der häufig im charakteristisch bauchigen Bocksbeutel erhältlich ist. Doch was ist dran an den Glaubenssätzen der Weintrinker, wie „zu Fisch nur Weißwein“ oder „rotes Fleisch – roter Wein“? Christoph Ruck leitet seit Sommer 2020 das Weingut Römmert und ist als Kellermeister für die Linie des Weinguts verantwortlich. Er bezeichnet sich selbst als traditionsbewusst und etwas verrückt. Eins seiner Ziele ist, dem klassischen Weinsortiment des Guts eine moderne Note zu verleihen. Im Interview mit Miriam Fuchs teilt er sein Weinwissen und gibt Experten-Tipps für die Weinauswahl.

Herr Ruck, was macht die Weine des Weinguts Römmert aus?

Wir haben hier in Volkach in der Lage Ratsherr und in Escherndorf am „Escherndorfer Lump“ mit insgesamt rund 25 Hektar Anbaufläche wirklich erstklassiges Lagenpotenzial für den Weinanbau. Vor allem der Silvaner, doch auch Rebsorten wie die Domina, der Spätburgunder, die Scheurebe oder der Riesling, gedeihen hier prächtig. Nach über 20 Jahren Weinanbauerfahrung verstehe ich es, dieses Potenzial zu nutzen und so besondere Weine zu produzieren, die auch im internationalen Vergleich standhalten.

Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Wie gehen Sie als Kellermeister darauf ein?

Tatsächlich entwickelt sich der Geschmack für den Wein erst mit entsprechender Trinkerfahrung. Während unser Geruchssinn gut ausgeprägt ist, ist etwas Training notwendig, um die feinen Nuancen der Weine zu schmecken. Doch seitens des Anbaus gibt es da viele Möglichkeiten. So sind unsere Aromarebsorten, wie Scheurebe oder Bacchus, mit ihrer hohen Fruchtigkeit und einem weniger trockenen Ausbau der perfekte Einstieg für den Weintrinker. Nach und nach verfeinert sich dann der Geschmack und die Weine dürfen auch trockener werden. Das geht dann soweit, dass bei bestimmten Weinen sogar der Standort zu schmecken ist. Unsere Silvaner sind Terroirweine, da schmecken Sie, ob die Rebe in Volkach oder am Escherndorfer Lump gewachsen ist. Mit verschiedenen Rebsorten, unterschiedlichen Reifegraden, dem Ausbau im Edelstahltank oder im Holzfass lassen sich vielfältige Weine für nahezu jeden Geschmack kreieren.

Gutswein, Ortswein, Premium Weine gehören zu Ihrem Sortiment – was macht den Unterschied?

Der Unterschied liegt im An- und Ausbau der Weine. So erfolgt bei uns beispielsweise eine 100-prozentige Handlese der Lagen- bzw. Premiumweine. Erfahrene Weinleser wählen nur die besten Trauben. Zudem wird auch ein Unterschied beim Rebschnitt gemacht. Für die höherwertigeren Weine werden die Fruchtruten der Reben stärker zurückgeschnitten und es verbleiben so weniger Triebe , so dass zwar ein geringerer Ernteertrag erfolgt, dafür jedoch die Trauben intensiver im Aroma werden. Der Ausbau erfolgt dann gern im Holzfass oder gar im Barrique. So lassen sich aus unseren Rebsorten Weine für die individuellen Geschmäcker entwickeln. Von den leicht fruchtigen Basisweinen (Gutswein) bis zu den kräftig-vollmundigen Premiumweinen haben wir für Weingenießer ein vielseitiges Angebot. Generell achten wir stets auf die sehr schonende Behandlung des Leseguts, denn nur so können wir Weine mit einem sehr klaren Geschmacksprofil vinifizieren.

Und nun zu unserer Ausgangsfrage: Rot, Weiß, Rosé: Wann trinkt man was?

Nun, die Geschmäcker verändern sich und die Weinqualitäten auch. Daher lässt sich heute gar nicht mehr vereinfacht sagen „hell zu hell“ oder „dunkel zu dunkel“. Stattdessen entscheiden die Zubereitung und die Würzung über den korrespondierenden Wein. Als allgemeine Faustregel gilt, leichte Weine zu leichten Speisen und kräftige Weine zu kräftigen Speisen. Zu einem feinen, gekochten Saibling wird ein schwerer, im Barriquefass ausgebauter Wein nicht munden. Da empfehle ich eher einen leichten Silvaner aus der Gutswein-Linie, der fruchtig-frisch und leicht den zarten Fischgeschmack noch unterstreicht. Bei einem kräftig angebratenen und gewürzten Fisch hingegen korrespondiert ein Spätburgunder aus dem Barriquefass ganz wunderbar. Zur asiatischen Küche mit ihren vielfältigen Gewürzen kann ich beispielsweise unseren Rotling empfehlen. Dieser Bestseller aus dem Weingut Römmert ist ein Cuvée aus aromatischen weißen und roten Rebsorten. Ebenfalls zur asiatischen Küche passt unser Riesling feinherb mit einer angenehmen Restsüße oder auch die Scheurebe mit einer gewissen Exotik in ihrem Aroma. Sie sehen schon, Wein ist immer auch ein Erlebnis.

Ein Erlebnis ist sicher auch der Weinanbau, denn hier sind Sie ja von vielen äußeren Faktoren abhängig.

Ja, das stimmt. Die Lage kann noch so gut sein, wenn das Wetter nicht mitspielt. Wird die Ernte im wahrsten Sinne des Wortes verhagelt, so wird es ein sehr spärliches Weinjahr. Doch diese Abhängigkeit von der Natur ist auch eine tolle Herausforderung. Zudem hat man als Winzer vielleicht 40 Herbste, um seinen Wein zu entwickeln und seine Expertise auszuweiten. Das ist schon auch ein Geduldsspiel, wenn man mal etwas Neues ausprobieren möchte und dann vielleicht das Ergebnis eher enttäuscht. Eine nächste Chance gibt es erst im nächsten Jahr. Doch letztendlich reicht es aus, sein Bestes zu geben. Alles andere liegt in der Hand der Natur.

Sie sind seit knapp einem Jahr Leiter des Weinguts Römmert. Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?

Wir wollen unsere Qualität weiter ausbauen, um auch auf internationalem Niveau zu bestehen. Entsprechend nutzen wir unser Potenzial im Weinbau, um noch besser zu werden. Ich könnte mir auch vorstellen, einmal eine internationale Rebsorte, wie bspw. den Cabernet Franc auszuprobieren. Unsere Weinberge bieten dafür sehr gute Möglichkeiten. Doch passend zu meiner Einstellung werden wir das traditionell-gute bewahren und behutsam moderne, teils verrückte Ideen ausprobieren. Unsere Weinliebhaber dürfen sich auf jeden Fall immer wieder auf neue Besonderheiten freuen.

Vielen Dank, Herr Ruck, für diesen spannenden Einblick in das Winzer-Wissen. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg und freue mich schon, bei einem Aufenthalt im Sonnenhotel Weingut Römmert Ihre Weine zu probieren.